Ist es nicht die Nacht, von der ich schreibe, dann ist es der Tod, und egal, ob es nun lebt oder nicht, es ist zumindest dunkel oder kalt. Ich kann nicht sagen, ob es Glück ist, nun schreiben zu können, bis das weiße Blatt schwarz ist; ohne Anzeichen von Schrift und ob es leicht ist reden zu können für andere und für sich, ob es nötig ist zu sprechen, wenn kein anderer etwas zu sagen hat. Ich bin der Einzige, der Einzige, der weiß, wer ich bin, und dem wichtig ist, was aus mir wird, wo es doch so leicht ist zu sehen, was aus anderen geworden ist.
Oft stelle ich mir vor, allein zu sein, und alles sehen zu können, so klar, so deutlich, die Vergangenheit, die Zukunft, in diesen Momenten weiß ich alles, kann ich alles, verstehe ich alles, und das einzige, worüber ich nachdenken kann, ist: Warum bin ich allein.
Manchmal bin ich müde und ich verstecke mich vor positiven Gefühlen, ich bin niedergeschlagen und verwundet und ich wünschte mir, ich wüsste warum. Dann denke ich nach und spüre, wie alles klebt vom Honig, der mich festhält, der meine Arme und meine Beine fesselt und am Boden befestigt, all das spüre ich. Und setze ich mich hin, gebe ich dem nach, diesem Verlangen, mich auf den Boden zu setzen und bloß zu denken, spüre ich, dass dieser Honig auch in meinem Kopf ist und meine Gedanken träge sind wie Blei und kleben wie flüssiger Kunststoff. Ich bin gewohnt, dass sie mir helfen, dass ich mich auf sie verlassen kann, an guten Tagen. Sie haben mich mein ganzes Leben verwöhnt mit ihrer Impertinenz und ich kann es nicht leiden langsam zu denken. Und meistens, genau wenn ich sie brauche, verweigern sie mir ihren Dienst. Wobei das unfair ist zu behaupten, wo ich doch im Leben nichts anderes so ständig gebrauche als meinen Verstand. So fällt es mir in solchen Phasen immer als letztes ein wahrzuhaben, dass es auch in meinem Kopf klebt wie in einem Bienenstock. Normalerweise vibriert und summt es darin, manches wird neu gebaut, vieles wird abgerissen oder renoviert, doch egal was es ist oder wozu es dient, es wird schnell gemacht. Doch ist mein Kopf fertig mit Denken, ist aller Blütenstaub gesammelt, jeder Nektar zu Honig zerkaut, geht alles langsam.
Alexander M. Weigl, Mai-Juni 2025